Zahlen und Fakten
Initiator: L’or capital fine art AG
Investitionsobjekte: Silber-, Gold-, und Platinbarren, je im 1 / 3-Mix
Kaufpreisvorteil: nicht näher erläutert
Steuerart: Wertzuwachs steuerfrei nach 1 Jahr Spekulationsfrist
Mindestzeichnungssumme: Einmalzahlung EUR 2.500, Ratensparer EUR 6.600 (EUR 50 auf 10 Jahre + 10 % Vorabzahlung), jeweils zzgl. 5 % Agio
Geplante Laufzeit: erstmalige Kündigung durch Anleger 10 Jahre nach Beitritt möglich
Emissionskapital: EUR 87.463.975
Mindestkapital: EUR 50.000
Fremdkapital: nein
Geplante Ausschüttungen: bei Einmalzahlung kumuliert 244 %
Wertzuwachs Edelmetall: prognostiziert zwischen 10 % bis 18 % p. a.
Weichkosten: 20,9 % incl. Agio
Investitionsquote: 79,8 % incl. Agio
Liquiditätsreserve: nicht ausgewiesen
Plazierungsgarantie: nein
Treuhandkommanditist: Konzernunternehmen
Mögliche Verkäufer: nicht näher erläutert
Ausgewählte Handelspartner: nicht definiert
Alleinstellungsmerkmale: Hohe Kosten egalisieren Einkaufsvorteile. Verwahrung in Deutschland, problemlose Auslieferung an deutsche Anleger. Initiator hat langjährige Erfahrungen im Zielmarkt.
Bewertung: 3 (Notenskala)
Investmentanalyse vom 28.05.2009
L'or GSP Edelmetalle
Silber, Gold und Platin in physischer Form sind das Zielinvestment des vorliegenden Fonds. Die Kostengestaltung ist teuer, ob eine Spekulation in Edelmetalle in Form eines langlaufenden geschlossenen Fonds Sinn macht, muß ein möglicher Anleger selbst entscheiden.
Der Initiator
Die L'or capital fine art AG, Nienburg, wurde 2004 gegründet. Beim vorliegenden Fonds handelt es sich um den sechsten Fonds dieses Hauses, dabei liegt durch Vorgängerfonds ausreichend Erfahrung im Zielmarkt vor. Bei allen Fonds wurden die geplanten Plazierungszahlen verfehlt. Der Außenauftritt des Fondsinitiators ist professionell.
Stärken – Initiator hat den Edelmetallmarkt für geschlossene Fonds erschlossen.
Note für Außenauftritt – B.
Der Prospekt
Mit 120 Seiten fällt der Prospekt vergleichsweise umfangreich aus. Die inhaltliche Aufbereitung ist ansprechend und verständlich.
Der Markt
Edelmetalle vermitteln dem Menschen über die Jahrhunderte immer eines: Sicherheit in Krisen. Speziell Gold flößt Vertrauen ein. Edelmetalle in physischer Form korrelieren negativ mit der Börse und anderen Anlageklassen. Soll heißen, sie zeigen sich weitgehend unbeeinflußt von den Entwicklungen anderer Investments. Die weltweit tatsächlich physisch vorhandene Menge Silbers, Goldes und Platins ist überraschend klein: Bis dato wurden laut Internetrecherche insgesamt rund 158.000 t Gold und 1.576.100 t Silber gefördert, für Platin sind keine Aussagen auffindbar. Die physische Goldmenge verkleinert sich nicht, wohingegen Silber und Platin durch Industriebedarf aufgebraucht werden. Edelmetalle stellen in Krisen einen sicheren Hafen dar: Verliert Papiergeld seinen Wert, Edelmetall bleibt wertstabil. Allerdings ist der Privatbesitz von physischem Edelmetall in Krisenzeiten nicht unproblematisch: Während großer Krisen hat es in Europa und den USA in der Vergangenheit Zwangsenteignungen gegeben. Aktuell wird in der Presse spekuliert, ob eine derartige Maßnahme in den USA wieder zu erwarten sei. Die Preisentwicklung von Gold und Silber ist vergleichsweise stabil. Silber ist seit 1970 von USD 2 / Feinunze auf rund USD 10 / Feinunze gestiegen. Die Feinunze Gold stieg seit 1973 von rund USD 90 auf USD 800. Platin stieg von durchschnittlich USD 362 / Feinunze (1992) auf USD 1.571 / Feinunze 2008. Tatsächlich zeigen die Preisgraphen der Edelmetalle die Marktrisiken für den Investor: Die Märkte sind eng, das Angebot ist überschaubar, die Nachfrage kann bei Bedarf auch künstlich beeinflußt werden. Damit ist der Preismanipulation Tür und Tor geöffnet. Neben Kleininvestoren, die vor allem aus Emotionen kaufen, agieren auch professionelle Investoren am Markt, die auch bei sinkenden Kursen Geld verdienen können. Dies geschieht qua Optionen, die an Warenterminbörsen gehandelt werden. Tatsächlich wird an diesen Börsen ein Vielfaches der tatsächlichen vorhandenen Mengen gehandelt. Dies funktioniert problemlos, da die gehandelte Menge nicht tatsächlich geliefert werden muß. Die Entwicklung der Preise ist meines Erachtens schwer einschätzbar. Eine Spekulation auf Basis eines langanhaltenden Aufwärtstrends würde ich keinem Privatanleger empfehlen - vor allem, wenn er sich dafür langfristig binden muß, wie beim vorliegenden Fonds. Unzweifelhaft stellt Edelmetall eine wichtige Absicherung für einen diversifizierten Anleger dar. Sicherer als Bankaktien ist physisches Edelmetall in jedem Fall - vor allem, falls tatsächlich eine Geldentwertung eintritt, für die einiges spricht. Gold und Platin werden solange ihren Wert behalten, solange der Mensch sie schätzt und begehrt. Silber hat in erster Linie für die produzierende Industrie einen wichtigen Stellenwert.
Schwächen – Marktentwicklung schwer abschätzbar.
Stärken – Edelmetalle sind international anerkannte und krisensichere Absicherungsanlagen.
Die Besonderheiten
Der Fonds kann dem Privatanleger über den gebündelten Einkauf großer physischer Mengen von Silber, Gold und Platin im Großhandel substantielle Preisabschläge ermöglichen. Tatsächlich aber sind die laufenden Kosten derart, daß beim vorliegenden Fonds sämtliche Preisvorteile nivelliert werden könnten. Die Verwahrung soll nicht näher definiert in Tresorräume durch Banken oder Sparkassen erfolgen. Die dadurch entstehenden Kosten sind nicht näher erläutert. Tatsächlich soll das zu erwerbende Edelmetall, wie bei Vorgängerfonds, in einem ehemaligen Bundesbanktresor verwahrt werden. Dieser befindet sich im Konzerneigentum und ist an eine Sparkasse vermietet.
Schwächen – Mögliche Vorteile aus dem Großeinkauf werden durch hohe Kosten auf Fondsebene wieder egalisiert.
Das Konzept
Edelmetalle wie Silber, Gold und Platin als Kapitalabsicherung sind im aktuellen Wirtschaftsumfeld in aller Munde. Der vorliegende Fonds will dem Anleger den physischen Zugang zu diesen Edelmetallen durch einen Großeinkauf ermöglichen. Der günstige Einkauf im Großhandel soll bessere Einkaufspreise ermöglichen als der private Endverbraucher sie haben könnte. Die möglichen Rabatte werden nicht näher erläutert. Die Kosten der Verwahrung und Versicherung entstehen indirekt, da der Fonds das Metall bei Banken einlagern möchte. Nach einer Mindestlaufzeit von 10 Jahren kann der Anleger seine Beteiligung kündigen. Entweder wird sein Anteil veräußert, oder aber er kann sich seinen Fondsanteil in physischer Form ausliefern lassen. Der vorliegende Fonds soll als Renditeanlage dienen: Der Initiator rechnet über die Beteiligungslaufzeit von 10 Jahren mit Wertsteigerungen von 10 % (Gold) bis zu 18 % (Platin) - und das jedes Jahr. Das Marktumfeld weist heute durchaus ein Wertsteigerungspotential auf, ob sich das aber langfristig in derartigen Raten ausdrücken wird, halte ich persönlich für mehr als zweifelhaft (siehe Der Markt). Die erworbenen Fondsanteile werden im 1 / 3-Mix auf die drei genannten Edelmetalle aufgeteilt. Die Weichkosten fallen mit rund 20,9 % (incl. Agio) sehr hoch aus. Die laufenden Kosten betragen rund 2,4 % p. a. Gepaart mit einer hohen Mindestlaufzeit von 10 Jahren und einer geringen Investitionsquote bliebe bei einer ausbleibenden Wertsteigerung wenig übrig vom Fondsvermögen. Der Fonds finanziert sich rein aus Eigenmitteln. Der Investitionsgrad ist mit 79,8 % (incl. Agio) sehr niedrig, von dieser Quote werden zudem noch bis zu 20 % des Fondsvermögens als Barreserve einbehalten. Insgesamt verkompliziert die Fondskonzeption eine simple Grundidee. Ob Edelmetall ein geeignetes Objekt für einen geschlossenen Fonds mit üblichen Kostensätzen darstellt, wage ich zu bezweifeln. Geld über einen Fonds zu sammeln und Edelmetall zu Großhandelspreisen günstig einzukaufen und zu geringen Kosten zu verwalten - ein derartiges Vorgehen ist begrüßenswert. Ob eine Investition in Gold und Silber aus Sicht einer zu erwartenden Preissteigerung unbedingt zu empfehlen ist, dazu teilen sich die Meinungen. Daß Edelmetalle als Sicherheitspuffer in ein diversifiziertes Portefeuille gehören, daran besteht kaum ein Zweifel. Das vorliegende Konzept frißt durch sehr hohe Kosten mögliche Einkaufsvorteile auf, der Privatanleger dürfte bei einer direkten Investition in Edelmetalle unter dem Strich besser aufgehoben sein. Insgesamt sieht der Initiator Vorteile des Konzepts in der Verwahrung in Deutschland, der damit problemlosen Auslieferung an den Anteilseigner und der bestehenden Expertise aus Vorgängerfonds. Ob dem Anleger diese Aspekte die sehr hohen Kosten wert sind, muß dieser wohl selbst entscheiden.
Schwächen – Marktentwicklung ist schlecht prognostizierbar. Zu hohe Kosten. Zu lange Fondslaufzeit. Zu hohe erwartete Wertsteigerung.
Stärken – Verwahrung in Deutschland, damit problemlose Auslieferung.
Summa summarum
halte ich das Angebot „GSP Edelmetalle “ des Initiators L`or, Nienburg, für bedingt empfehlenswert. Für seinen Außenauftritt verdient der Anbieter ein B. Das Konzept bietet dem Privatanleger die Vorteile des Großhandels, gepaart mit einem Maximum an Absicherung und Flexibilität. Meiner Meinung nach verdient der Fonds eine Bewertung mit „bedingt empfehlenswert“ (3).