Zahlen und Fakten
Initiator: Forever-Green-Gruppe, Regensburg
Angebotsstruktur: nicht verbriefte Namensschuldverschreibungen mit qualifiziertem Nachrang und Festzins
Investitionsfokus: Finanzierung einzelner Geothermieprojekte der FG-Gruppe über Nachrangdarlehen
Steuerliche Struktur: Einnahmen aus Kapitalvermögen
Mindestbeteiligung: ratierlich mindestens EUR 100 / Monat, Zielsummen mindestens EUR 6.000 / 12.000 / 24.000, jeweils zzgl. 5 % Agio
Laufzeit Darlehen: Festlaufzeit 7 / 12 / 20 Jahre
Plazierungsfrist: bis 31. 12. 2021
Angebotsvolumen: max. EUR 100 Mio. zzgl. 5 % Agio
Mindestkapital: EUR 20 Mio.
Verzinsung: geplant 3,5 % bis 6,5 % p. a. thesaurierend, zahlbar am Ende der Laufzeit
Überschußzins: nein, dafür Wiederverzinsung der nicht ausgeschütteten Zinsen
Weichkosten: 15,54 % incl. Agio, exkl. Liquiditätsreserve
Investitionsquote: 79,5 % incl. Agio
Liquiditätsreserve: EUR 5,1 Mio
Plazierungsgarant: nein
Wirtschaftsprüfer: Treuhandgesellschaft Südbayern GmbH
Alleinstellungsmerkmale: Namensschuldverschreibungen mit qualifiziertem Rangrücktritt, die über nachrangige Darlehen in Geothermieprojekte der FG-Gruppe investieren. Niedrige laufende Verzinsung (mit Zinseszinseffekt) und sehr lange Laufzeit über übliche Projektentwicklungszeit hinaus.
Bewertung: 2 (Notenskala)
Investmentanalyse vom 15.07.2015
Green Tech Portfolio Nr. 2 – Namensschuldverschreibung
Anleger können sich mittelbar am Bau und den Einnahmen von Geothermiekraftwerken beteiligen. Die Laufzeit der ratierlichen Beteiligungen ist mittel- bis langfristig und soll am Laufzeitende rückwirkend verzinst werden. Die Anbieterin kann damit über eine lange Zeitspanne projektbezogen mit dem Kapital arbeiten.
Die Anbieterin
Anbieterin ist die Green Power GmbH, Regensburg, eine Konzerntochter der Forever-Green-Gruppe (FG-Gruppe). Der Geschäftsführer der Anbieterin, Tobias Reber, ist Rechtsanwalt mit Sitz in Ingolstadt. Er kann keine spezifische Erfahrung im Bereich Unternehmensleitung oder Geothermie vorweisen. Dies ist verzeihlich, da die Green Power GmbH vor allem die im Konzernverbund vorhandene Expertise nutzt. Johannes Falk ist Prokurist der Emittentin und Geschäftsführer in den Geothermie-Projektgesellschaften der FG-Gruppe. Hinter der FG-Gruppe steht als einer der Hauptanteilseigner Wolfgang Hageleit. Dieser hat, wie Falk, in der eigenen Vita sämtliche Höhen und Tiefen des Unternehmertums kennengelernt. Er ist persönlich in die FG-Gruppe im EUR-Mio.-Bereich investiert und hat damit ein vitales Interesse an einem positiven wirtschaftlichen Ausgang der Investments. Auch wenn kein externer Mittelverwendungskontrolleur für die nachrangigen Darlehen an die Projektgesellschaften installiert ist, erfolgt die Mittelfreigabe und -verwendung dennoch stets nach einem 4-Augen-Prinzip. Darüber hinaus erfolgt eine jährliche Konzernprüfung durch eine externe WP-Kanzlei. Die Projekte werden in enger Zusammenarbeit mit renommierten Partnern wie Dr. Goldbrunner (GF der Geoteam GmbH und Professor an der technischen Universität Graz) und den Experten der Renerco Plan Consult GmbH realisiert. Letztgenannte haben bereits erfolgreich die beiden größten deutschen Geothermieprojekte Kirchstockach und Dürnhaar zum Netzanschluß gebracht.
Bis dato war die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der FG-Gruppe weitestgehend von Verläßlichkeit und Professionalität geprägt.
Auf Fragen im Rahmen der Analyse reagierte der Anbieter zeitnah.
Schwächen – Noch keine umfassende Leistungsbilanz für Anbieterin möglich.
Stärken – Engmaschiges Kompetenznetz, laufende externe Überprüfung.
Das Angebot
Grundsätzlich stehe ich Projekten, die in alternative Energieerzeugung investieren, skeptisch gegenüber: In der Regel sind diese technisch unausgereift, nicht grundlastfähig und belasten über das EEG nur unnötig den Geldbeutel der Allgemeinheit. Geothermie stellt neben Wasserkraft eine der wenigen Ausnahmen dar. Sie ist grundlastfähig und in der vergleichsweise simplen und wenig störanfälligen Technik – sobald das Förderrisiko abgehakt ist – bekannt und umfassend erprobt. Bekannte Probleme der Technologie wurden bei den Bohrungen der FG durch das Niederbringen von Tripletten gelöst. Die FG stellt mit ihren Angeboten für jedermann eine Besonderheit in diesem Markt dar.
Die systemimmanenten Risiken einer Geothermieentwicklung liegen vor allem in den ersten Phasen des Projekts, bis zum Kraftwerksbau. Etliche der Risiken lassen sich im Vorfeld ausschließen oder minimieren. Das einzuwerbende Kapital soll über Nachrangdarlehen in die Einzelprojekte der FG-Gruppe fließen. Konkret soll erst in die Bohrphase mit anschließendem Kraftwerksbau investiert werden. Intern werden die Einzeldarlehen auf Projektebene mit 12,5 % p. a. an die Green Power GmbH verzinst. Im Prospekt werden zwei konkrete Zielprojekte vorgestellt: Kirchweidach und Schnaitsee. Beide Projekte (vor allem Kirchweidach) sind mir seit Jahren bekannt; speziell in Kirchweidach hat die FG-Gruppe umfängliche Belastungstests der Projektplanung durchlaufen. Diese reichten von unfähigen Partnern über Probleme im Bohrbereich bis zu strukturellen Problemen in der FG-Gruppe selbst. Stand heute läßt sich festhalten, daß die FG aus den Erfahrungen gelernt hat und sehr professionell aufgestellt ist.
Bei den Einzelprojekten wird mittels seismischer Untersuchungen das Fündigkeitsrisiko im Vorfeld stark relativiert (POS-Studien liegen vor). Die Bohrungen werden von sehr namhaften Unternehmen durchgeführt, die unter einer routinierten externen Leitung arbeiten. Die zwischen 7 und 20 Jahren wählbare Laufzeit der Namensschuldverschreibungen ermöglichen der FG, die üblicherweise zwischen 5 und 7 Jahren liegende Einzelprojektlaufzeit mit Eigenkapital zu finanzieren.
Schwächen – Bohrprozeß birgt nennenswertes Restrisiko für Darlehensgeber. Noch kein abgeschlossenes Projekt.
Stärken – Vorarbeiten deckeln einen Großteil der Projektrisiken. Referenzprojekt sorgte für eine ausgeprägte Lernerfahrung, die in die Zielprojekte der Darlehen einfließt.
Das Konzept
Das Anlegerkapital wird über Nachrangdarlehen an aktuell 2 Projektgesellschaften (Darlehensnehmer) der FG-Gruppe ausgereicht. Ein Anleger nimmt damit mittelbar am Projekterfolg teil, die Darlehen wären im Verwertungsfall allerdings nachrangig zu behandeln. Ein Zeichner der Namensschuldverschreibung stünde damit an letzter Stelle aller möglichen Anspruchsteller.
Auch wenn keine externe Mittelverwendungskontrolle erfolgt, sind die hausinternen Kontrollmechanismen vergleichsweise stringent.
Bei einer Festlaufzeit (wählbar zwischen 7, 12 und 20 Jahren) erhält der Anleger einen laufzeitabhängigen Zins von 3,5 % bis 6,5 % p. a., der thesauriert und am Laufzeitende ausgezahlt wird. Diese Verzinsung ist niedrig, aber angesichts der aktuellen Negativverzinsung großer Spareinlagen wohl attraktiv. Die einzelnen Projektdarlehen werden mit 12,5 % p. a. verzinst. Damit ist die Verzinsung der Anlegergelder problemlos möglich.
Die Investitionsquote fällt mit 79,5 % (incl. Agio, ohne Liquiditätsreserve) niedrig aus, die Weichkosten liegen bei vertretbaren 15,54 %.
Die Anbieterin verdient über die laufenden Kosten am Mehrertrag, vor allem nach Rückzahlung der Anlegergelder, da sich eine geothermische Anlage problemlos 50 Jahre am Laufen halten lassen wird. Die Überwachung der Kapitalströme erfolgt lückenlos intern und ex post durch einen Wirtschaftsprüfer.
Der Ansatz der FG-Gruppe ist in mehrfacher Hinsicht interessant: Die niedrige Verzinsung (kein Kapitalabfluß, da erst am Laufzeitende ausgezahlt wird), gepaart mit einer langen Darlehenslaufzeit, sorgen grundsätzlich für einen großen zeitlichen Spielraum, die Einzelprojekte wirtschaftlich erfolgreich zum Abschluß zu bringen.
Schwächen – Noch keine abgeschlossenen Referenzprojekte der Anbieterin.
Stärken – Umfangreiche Vorarbeiten der Einzelprojekte sind bereits abgeschlossen, damit reife Zielinvestments. Referenzprojekt Kirchweidach hat eine positive Lernkurve erzwungen. Sehr erfahrene externe Dienstleister. Angebotslaufzeiten liegen über den üblichen Projektlaufzeiten.
Die Zielgruppe
Die vorliegende Namensschuldverschreibung beteiligt den Kapitalgeber über die nachrangigen Darlehen mittelbar an der Projektentwicklung. Geht die Investitionsstrategie auf, erhält der Anleger die geplante Verzinsung, tritt der Insolvenzfall ein, steht er, aufgrund eines qualifizierten Rangrücktritts, ganz am Ende der Schlange der Anspruchsteller, ginge damit sehr wahrscheinlich leer aus. Daher sind eine qualifizierte Unternehmensstruktur, eine stringente externe Überwachung und eine breite Risikostreuung in klar definierte Zielinvestments essentiell. Die Unternehmenshistorie der Anbieterin ist vergleichsweise kurz, eine externe Überwachung nicht vorgeschrieben. Die Anlagestrategie ist nachvollziehbar. Die Transparenz auf Projektebene ist hoch. Aktuell sollen 2 Zielprojekte entwickelt werden, über die Angebotslaufzeit sollen weitere hinzukommen. Anleger können zwischen 3 Laufzeitmodellen wählen (7, 12 oder 20 Jahre). Sie erhalten, je nach Laufzeit, eine niedrige (3,5 % p. a.) bis moderate (6,5 % p. a.) Risikoprämie. Per definitionem ist das vorliegende Angebot damit vor allem für chancenorientierte Anleger geeignet, die den Ausbau der attraktiven Thematik „Geothermie“ unterstützen wollen.
Summa summarum
halte ich das Angebot „Green Tech Portfolio Nr. 2“ der FG-Gruppe, Regensburg, für gut. Die Anlagestrategie ist plausibel. Dank der geleisteten Vorarbeiten bei einzelnen Zielinvestments ergibt sich ein positives Risikoprofil. Mich persönlich stört die lange Kapitalbindungsdauer, die aber systembedingt notwendig ist. Ein weiterer Maluspunkt ist der fehlende Leistungsnachweis aus einem ersten Projekt. In meinen Augen verdient das Angebot eine Bewertung mit „gut“ (2).
[1] Diese und alle weiteren Quellenangaben finden Sie auf www.werteanalysen.de. Geben Sie dazu im Suchfeld #520 ein.